Yankee Doodle Dandy

(USA 1942)

 „Wie kannst du vom Frühling in Florida schreiben wenn wir uns hier in Michigan den Arsch abfrieren“ fragt eine Nebendarstellerin den Hauptdarsteller über Szenen hinweg, als dieser ihr aus Florida eine Postkarte geschrieben hat, aber dem Bühnentier war das egal, denn er hatte gerade einen Erfolg gelandet. Und Erfolge kennzeichneten den Produzenten, Autor, Komponisten und Schauspieler George M. Cohan, der in dieser A-Produktion der Warner Brothers von James Cagney verkörpert wurde. 

Geplant war der Film schon lange, doch am Tag, wo die erste Klappe für die Dreharbeiten fiel, war in Hollywood alles anders, die USA befanden sich seit knapp 24 Stunden im Krieg und so wurde der Film zugleich zu einem Propagandafilm.

Im Englischem gibt es ein wunderbares Wort zum Kennzeichnen deutlich patriotischen, leicht ans nationalistisch grenzendem Verhaltens – flagwaving. Und mit diesem Wort kann man die offiziell[1] am amerikanischem Nationalfeiertag geborenen Broadwaylegende (seine Statue steht heute mitten auf dem Timesquare) George M. Cohan sehr gut beschreiben. 

Letzterer weigerte sich lange beharrlich sein Leben auf die Leinwand zu bringen, dazu schätze er als öffentliche Figur sein Privatleben zu sehr[2] aber das Drehbuch, welches dann sein Placet fand, stellte seine Songs und seine Produktionen in den Mittelpunkt. 

Cagney als Cohan in Little Johnny Jones

Der Aufhänger für die Lebensgeschichte Cohans ist eine fiktive Begegnung Cohans mit dem amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt anlässlich der Verleihung der Congressional Medal of Freedom für die Schaffung patriotischer Lieder vor und während des ersten Weltkriegs – böse Zungen behaupten, dass während des zweiten Weltkrieges von den amerikanischen Komponisten ja eigentlich keine neuen inspirierenden Marschlieder geschrieben worden sind[3] – und erzählt so von seinem Werden als Kind irischer Einwanderer die ihr Auskommen in den 1970ern auf der Bühne gefunden haben, über sein Treffen als Schauspieler und Komponist mit seinem Geschäftspartner Sam Harris (Richard Whorf), erste kleiner Erfolge bis zum ersten filmischen Höhepunkt, einer, vielleicht der, Szene aus Little Johnnie Jones von 1904 in der er mit Give My Regards to Broadway nicht nur seinen Durchbruch schaffte, sondern auch die Hymne des Broawaytheaters schuf, über seinen anderen ganz großen Hit, der 1917/18 und eben auch 1941 wieder extrem wichtig werden, einen Schlachtruf für die amerikanischen Soldaten, die die Welt wieder sicher für die Demokratie machen sollte: Over There. Im Film wird dieser Song in einem Feldlager gesungen, die Sängerin Nora Bayes (Frances Langford[4]) singt ihn im Scheinwerferkegel von ein paar Lastwagen, und die Soldaten fallen dann bei der Wiederholung in den Gesang ein. Das war es, was die Amerikaner jetzt in den ersten Wochen des Krieges brauchte, wo die Streitkräfte im Pazifik eine Niederlage nach der anderen hinnehmen mussten.

Frances Langford als Nora Bayes

Dass sich seine Form von Musik Ende der 1920er außer Mode gekommen war, wird angesprochen, aber als Schauspieler war er immer noch gefragt, wie eine wundervolle Nummer aus Rogers und Harts I'd rather be right „That's off the record“, einem Musical um FDR, in der Cagney Cohan, so wie man das ein wenig aus dessen Film The Phantom President erahnen kann, imitiert.
Und natürlich ist die Anti-Hitler Propaganda da nicht „Off the record“.

Cohan starb ein knappes halbes Jahr nach der Premiere des Films, James Cagney hat ihn noch ein paar Mal als Gastauftritt in Filmen verkörpert, so wie in diesem Film Cohans Rivale am Broadway Eddie Foy hier von seinem Sohn gespielt wurde, Jeanne Cagney, die kleine Schwester des Hauptdarstellers verkörperte die Schwester Cohans, Walter Huston seinen Vater und Rosemary de Camp, die 11 Jahre jünger war als James Cagney, seine Mutter, etwas was auch im Film als berufstypisch dargestellt wurde.

Und die fiktive(?) Schlagzeile der Zeitschrift Variety „Stix Nix Hix Pix“ beschreibt sehr gut diese Zeitschrift während der 1920er bis in die 1940er, die Aussage dieser, dass kleine Landstädte mögen keine Filme über rückständige Landbewohner dürfte auch heute noch gültig sein[5].

Cagney als Cohan als FDR in I'd rather be right


[1] Man geht heute aber davon aus, dass Cohan da ein bisschen nachgeholfen hat, der 3. Juli gilt heute als wahrscheinlicher. 

[2] Er war zweimal verheiratet, für den Film wurde da eine komplett fiktive Gattin (Joan Leslie) geschaffen. 

[3] Woll (1981).The Hollywood Musical goes to war  

[4] Frances Langford tat genau dies schon seit dem 1940 in den USA die allgemeine Wehrpflicht eingeführt worden war und Bob Hope mit seiner Radiosendung für die United Services Organisation dies als Form von Truppenbetreuung übernommen hatte. Sie sollte es während des Krieges in genau so einer Funktion an so ferne Orte wie Nordafrika oder die Salomonen verschlagen, aber das ist ein anderer Film

[5] Etwas, was vielleicht die Wahl von Trump erklärt. -Vorbereitet zur Veröffentlichung 

Die Cohans in You're a grand old Flag

IMDB-Link: https://www.imdb.com/title/tt0035575/reference/

Die Indexierung befindet sich hier: https://verfuehrungzumfilm.wixsite.com/exkursionen/post/yankee-doodle-dandy

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