Vorhang auf!

(USA 1953) 

The band wagon, wie der Film im Original heißt ist ein schönes spätes Backstage Musical aus dem MGM Studio, und wie es bei diesem Studio so schön schon seit Ewigkeiten in der Werbung hieß, „More Stars than there are in heaven“, also wir haben mehr Sterne, als man am Himmel sieht, ist dies eigentlich der einzige Film, abgesehen von Revuen zur Beginn der Tonfilmzeit und Propagandafilmen aus der Zeit des weiten Weltkrieges, der dieses Motto zumindest einmal in einer einzigen Szene wörtlich nimmt und auf die Leinwand bringt. 

Eigentlich geht es bei diesem Film um den Versuch ein modernes intellektuell anspruchsvolles Musical auf den Broadway zu bringen, doch die moderne Fassung des Faust mit einem alten Broadway Star (Fred Astaire) und einer Ballerina (Cyd Charisse) vom klassischen Ballett unter der Regie eines intellektuellen Regiestars (Jack Buchanan) floppt katastrophal[1]. Der Broadway Star ist der einzige Gast auf der Premierenfeier und verlässt diese sofort, doch dann führen ihn Gelächter zur wirklichen Party – die Choristen feiern in ihren Zimmern, und dann stoßen da immer mehr der Beteiligten dazu, die Autoren, die Ballerina und mehr als Gag wird eine alte Nummer des Broadway Stars angespielt und sofort stimmt er mit ein und wiederholt sie. Fred Astaire war Tänzer und entsprechend ist das eine Solonummer für ihn, doch im Film liegt natürlich der Fokus ganz auf ihm, aber im Chorus dahinter, da schwingt Cyd Charisse ihre Beine mit, wie ein gewöhnliches Chorusgirl.


Dass dann ausgerechnet der mittelalte Autor (Oscar Levant) den klassischen Satz der jugendlichen Helden aus all den ebenfalls etwa 10 Jahre zuvor von MGM unter dem gleichen Produzenten Arthur Freed produzierten Judy-Garland-Mickey-Rooney-Musicals wie Babes on Broadway oder Girl Crazy von sich gibt: „mit dem Talent können wir doch eine Show am Broadway raus bringen“, führt dann natürlich in die zweite Filmhälfte, wo die „alten Säcke“ dann den Ton angeben und mit ihrer altmodischen Revue tatsächlich Erfolg haben. 

Vincente Minnelli setzte diesen sehr selbst reflektierenden Stoff mit genügend filmhistorischen Anspielungen um, so ist der Regisseur eigentlich ein Zerrbild auf Orson Welles, das verheiratete Paar, dass den Flop geschrieben hat, eine Anspielung auf die Drehbuchautoren des Films Betty Compton und Adolph Green, und Fred Astaire spielt sich de facto selbst.

Selbst der Titel des Films im Original „The Bandwagon“ war selbst Anfang der 1930er eine Broadway Revue, deren Star eben Fred Astaire selbst war, und die Musik von Arthur Schwarz aus dieser Revue stellte über die Hälfte der Nummern dieses Films.

Jack Buchanan[2] war bei der Besetzung zweite Wahl, eigentlich hätte die Party Mel Ferrer übernehmen sollen und MGM musste den Filmtitel von 20th Century Fox zurückkaufen, als es diesen Film in seiner Reihe von Filmen zu den Musikern des Great American Songooks wie Easterparade, Ein Amerikaner in Paris oder Singing in the Rain. Für Fred Astaire war es vorerst der letzte Film unter seinem Vertrag mit MGM, für Silkstockings kam er als Freelancer aber natürlich nocheinmal zu diesem Studio zurück.


[1] Im englischen gibt es den Bühnenslangausdruck „It layed an egg“ wenn eine Produktion nicht funktioniert, entsprechend kommt als Pausenvorhang ein großes Ei (egg) auf dem Vorhang herunter. 

[2] Er hatte seine Filmkarriere in England, nach dem Lubitschs Monte Carlo ohne Maurice Chevalier nicht ganz so erfolgreich war, wie die Filme mit ihm. Man vergleiche mit Smiling Lieutenant, Schloss im Mond oder Love Parade.

IMDB-Link:  https://www.imdb.com/title/tt0045537/reference/

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