Kiss me Kate
(USA 1953)
1948 schrieb Cole Porter für den Broadway sein erstes integrietes Musical, das heißt ein Musical, in dem die Musik sich aus der Handlung ergiebt, so wie man das aus der Oper seit der Opernreform unter Christoph Willibald Gluck aus dem Spätabsolutismus gewöhnt ist. In diesem Musical war die Gesangsnummer nicht mehr nur eine Nummer, die auch ohne Probleme für sich allein stehen konnte, sondern vom Text und der Musik genau auf einen Punkt in der Handlung hin geschrieben, und entsprechend schwierig durch etwas anderes zu ersetzen[1]. Zwar hatten Komponisten und Texter in Filmen bisweilen schon eine Integration von Musiknummern in ganze Szenen, die sich nicht in einer Aufführungsszene eines anderen Werkes beschränkten, doch handelte es sich wie beim rhythmischen Sprechen in Robert Mamoulians Schloss im Mond um Einzelfälle. Für 1953 wollte nun MGM dieses Stück auf die Leinwand bringen, und als das führende Studio in diesem Bereich setzte man nun auf alles, was die Technik aufbieten konnte, Farbe verstand sich von selbst und da gab es doch dieses 3-D, das im letzten Jahr, trotz leichter Probleme, das Publikum begeistert hat[2]. Entsprechend inszenierte Regisseur George Sidney dieses Backstagemusical, das sich mit den Problemen einer Musicalproduktion beschäftigt, das Shakespeares Widerspenstige Zähmung auf den Broadway bringen möchte, und dabei eine Doppelung der Hauptpersonen auf der Bühne mit den Schauspielern erlebt. Die Kate, die partout nicht heiraten will (Kathryn Grayson), wird von der Exfrau des Hauptdarstellers und Koproduzenten des Stückes (Howard Keel) gespielt, die eigentlich einen texanischen Ölmillionär (Willard Parker) heiraten, lässt sich aber doch dazu überreden, ersteinmal dem Theater den Vorzug zu geben. Falsch zu gestellte Blumen, ein spielsüchtiger Schauspieler (Tommy Rall) und gefälschte Schuldscheine führen dann natürlich zu genretypischem Chaos vor einem Happy End. Da es sich um einen Film handelt, hatte natürlich auch die Zensur ein Wörtchen mit zu reden, das Too darn hot, das auf der Bühne der Chor als Klage über eine Hitzewelle sang musste aus laufzeittechnischen Gründen an die zweite weibliche Hauptrolle (Ann Miller) abgegeben werden und textlich ein wenig entschärft werden, aus dem Kinsey-Report über die Sexualität des durchschnittlichen Amerikaners wurde nur der neuste Report. Dafür fährt Ann Miller ihre gesamte erotische Ausstrahlung auf, um sich als Idealbesetzung zu verkaufen.
Aber es waren andere, die um es mit Gene Kelly auszudrücken, die Leinwand in Flammen setzten. Einer von den drei Herren, die Kates jüngere Schwester (Ann Miller) in den Hafen der Ehe steuern möchten, ist Bob Fosse, und der choreographierte für sich und seine Partnerin Carol Haney eine kurze Tanzsequenz, die als Bewerbungsvideo für höhere Aufgaben diente. Und dann sind da natürlich noch die beiden Gangster (Keenan Wynn und James Whitmore) die auf der falschen Mission ein wenig, sagen wir mal, umgeleitet werden und an der richtigen Stelle keinen Druck erzeugen und den Ratschlag schlechthin geben: Schlag nach bei Shakespeare. Am Ende wurde der Film außerhalb der Vereinigten Staaten nur in traditionellem 2-D gezeigt, als er in den USA in die Kinos kam, war diese Welle an 3-D schon am verebben. Wenn man die Chance bekommt ihn in 3-D zu sehen, sollte man sie nützen, George Sidney wusste wie man mit dieser Technik umgeht und das Duett Why can't you behave auf dem Dach eines Mietshauses von Ann Miller und Tommy Rall ist auch wegen der Ausnutzung aller drei Dimensionen beeindruckend.
[1] Es gibt von Mozart genügend Arien, die er als Ersatz oder Ergänzung für Arien in anderer Komponisten Opern geschrieben hat. Meistens hört man diese aber nur noch in Konzerten, da die ursprünglichen Opern der Vergessenheit anheimgefallen sind.
[2] Man denke an das Wachsfigurenkabinett, aber das Publikum hat immer noch etwas gegen 3-D Brillen, wie das erste Fünftel des 21. Jahrhunderts bislang bewiesen hat – es sind auch 2022 nur besondere Filme, die nicht mit dem Hauptgedanken Handy als Abspielmedium im Hinterkopf produziert werden.
IMDB Link: https://www.imdb.com/title/tt0045963/reference/
Die Indexierung befindet sich hier: https://verfuehrungzumfilm.wixsite.com/exkursionen/post/kiss-me-kate
