Das Leben im Schloß

(Frankreich 1966) 

Man merkt relativ schnell, welchen Film sich Jean-Claude Rappenau als Vorbild für diesen Film, der in den letzten Tagen der Occupation Frankreichs durch das Deutsche Reich spielt, genommen hat. Ein Schloß in der Normandie, direkt an der Kanalküste, dessen Besitzer (Philippe Noriet) sich in Paris fehl am Platze fühlte, und dessen Gattin (Catherine Deneuve) auf diesem alt ehrwürdigem Adelssitz einfach nur langweilt, dass sie führ Affairen gerne zu haben ist, ist der Schausplatz in dem diese Komödie spielt. Ja, natürlich entwickelt sich die Handlung aus einem scheinbarem Flopp der späten Dritten Republik – wie wies Salman Rushdie in seiner Rede in der Paulskirche 2023 hin, dass alle Geschichten im Prinzip anderen, vorherigen, entspringen – der sich in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zu einem der ganz großen Klassikern überhaupt entwickeln sollte, Renoirs Die Spielregel. Auch hier entwickelt sich um die Frau ein Viereck, denn sie hat nicht nur einen Verehrer, sondern gleich zwei, einen alliierten Offizier (Henri Garcin), der eine deutsche Geschützstellung, die einen der geplanten Landungsstrände beherrscht und als dessen Gegenspieler natürlich den deutschen Offizier (Carlos Thomson)[1], der für diese Stellung zuständig ist.

 Ja, diese Konflikte um die Gunst der Dame werden gesittet ausgetragen, ganz wie es sich für die gehobenen Stände gehört, dass dann der Hausherr doch einmal zum Schrotgewehr greift, um endlich in der Nacht zum 6. Juni wieder Ruhe im Haus zu haben, aber dann natürlich in Folge der alliierte Offizier verschwindet um sich mit seinem Wehrmachtsnebenbuler eine handfeste Auseinadersezung zu liefern, während der Hausherr mit seiner Mutter zusammen auf Rommelspargelernte[2] geht, sind nur  kurze Abstecher in eine andere, proletarische Welt. 

Dennoch, auch er sitz wie ein Kanninchen neben den amerikanischen Falschirmjäger in dem Graben, als die deutsche Wachmannschaften den Handtreich auf die Stellung gestoppt haben. Wer da nicht an die Jagdszene aus der Spielregel denken muss, dem ist nicht zu helfen, insbesonders wenn dann auch noch die Gräfin selbst auf das Schlachtfeld stolpert, aber dank  einsetzendem Artilleriebeschuß von See aus, geht es für die Helden gut aus und am Ende darf auch sie nach Paris fahren, auf einem Schützenpanzer bei der Befreiung von Paris.

Und natürlich hat auch Renoirs Marceau sein Equivalent in diesem Film, hier ist es der Vater der Gräfin, der bürgerliche Bauer Dimanche (Pierre Brasseur), der am Ende in den Ruinen des Schlosses versucht Billiard zu spielen. Er wird nicht mit Bedauern davon gejagt, es sind die Schloßherren, die ihr altes Leben vorerst zurücklassen.

[1] Ein in den 1950ern und 60er sehr gefragter Schauspieler, wir kennen ihn ja auch schon aus Das Wirtshaus im Spessart

[2] Ob das Entfernen von angespitzten , knapp doppelt mannnhohen Holzpflöcken, die zur Abwehr von Fallschirmjägern großfläching in den Boden gerammt wurden, auf einem großen Feld allerdings so schnell geht, wage ich bei dem vorhandenem Personal zu bezweifeln.

IMDB Link: https://www.imdb.com/title/tt0059872/reference/ 

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