Benjamin -Aus dem Tagebuch einer männlichen Jungfrau

(Frankreich 1968) 

Die französische Landschaft, Rockocko, ein adeliger Landsitz vor der französichen Revolution. Ein junger Mann, Benjamin (Pierre Clementi), in Begleitung seines Halten Dieners Camille (Jacques Dufilho) kommt aufgrund der höfischen Ausbildung und der Versorgung wegen an das Schloss seiner Tante, der Gräfin Gabriele de Valandri (Michele Morgan). Zwischen dem, was er von seiner Herkunft aus verarmten niedrigem Adel und dem Schloss gewohnt ist, liegen Welten.  

In Frankreich gibt es ein ganzes Genre, dass sich dem Übergang von der Kindheit zum erwachsenem Mann widmet, und dabei nicht so rebellisch wie in Hollywood (Denn sie wissen nicht was sie tun) oder betulich verkopft wie in Deutschland (Wir können auch anders)[1] ist, und dieser Film von Michel Deville gehört dazu, über diesem ganzen Rite de Passage liegt eine frühlingshafte Stimmung, ohne jegliche Rebellion. 

Benjamin wird vom Liebhaber seiner Tante (Michel Piccoli) in die Kunst des Verführens und der Eroberung von Frauenherzen eingewiesen, die er zu aller erst am weiblichen Personal ausprobiert und da dann auch durchaus Erfolg hat. Später kommt er dann aber seinem Lehrmeister selbst in die Quere, da beide ein gewisses Interesse an einer jungen, gut bestallten Adeligen (Catherine Deneuve) vom benachbarten Adelssitz entwickeln, und ja, der Jugend gehört die Zukunft, vom drohendem Terror eines Tugendausschuss in Paris können sie noch nichts ahnen. Ähnlich ging es damals auch dem Publikum, denn der Film ist einfach nur ein schönes, luftiges, Exemplar eines Unterhaltungsfilms, der ganz den diskreten Charme der Reaktion ausstrahlt.

Joseph Haydn erfand zwar das klassische Streichquartett und das, was man heute die Sonatenform nennt, war aber in seiner revolutionären Eleganz selbst „nur“ Kapellmeister an einem sehr wichtigen Adelshof im Habsburgerreich. Hier in diesem Film ist es aber der Schlusssatz seiner 88. Symphonie der in seiner Tanzform durch den ganzen Film leitet, kein mozartscher Cherubino, an den der Benjamin vereinzelt erinnert (der Charakter wäre viel zu zielstrebig) oder gar ein wuchtiger Beethoven hätte diesen Film musikalisch prägen können.

Ganz leicht lässt sich die Melancholie im Spiel von Catherine Deneuve spüren, die wohl dadurch verursacht wurde, dass ihre Schwester Francoise Dorleac kurz vor Beginn der Dreharbeiten tödlich verunglückt war.

[1] Gut, die Franzosen konnten auch in diese Richtung Filme machen, man denke nur an Die Ausgebufften

IMDB-Link: https://www.imdb.com/title/tt0062724/reference/

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