(USA 1932)
Was passiert wenn sich zwei Gentelmenverbrecher (m/w) in einem Lubitsch Film finden? Sie erkennen sich, kooperien, probieren sich gegenseitig in ihrer Profession zu übertreffen und verlieben sich – wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Und da diese beiden von Herbert Marshall und Miriam Hopkins gespielt werden, und Kai Francis als das prominente Opfer ist, in das sich der Dieb dann auch noch verliebt, kann man einen turbulenten Kampf der Geschlechter genießen. Herbert Marshall war als Schauspieler auf distinguierte Herren spezialisiert, dass er eines seiner Beine in den Gräben des Ersten Weltkrieges verloren hat und er eine Prothese trug, konnte vor der Kamera immer kaschiert werden. Lubitsch macht aus seinen Hauptfiguren, dem Dieb Gaston (Herbert Marshall), der Taschendiebin Lily (Miriam Hopkins) und der beiden Opfer, der reichen Parfümerie Besitzerin Mariette (Kay Francis), das auch schon von ihrem Aufsichtsradmitglied Monsieur Giron (C. Aubrey Smith) betrogen wird, eine Dreiecksgeschichte, in der der Mann sich nicht entscheiden kann, was ihm wichtiger ist, Geld oder Liebe. Eigentlich könnte es so einfach sein, ein Verbrechen elegant durchzuführen, wenn man sich nicht auch in sein Opfer verliebt, jetzt steht er zwischen zwei Frauen, seiner Komplizin und dem Opfer. Wie die beiden sich ihre Bälle im Kampf der Geschlechter zuspielen, sprich gegenseitig mal schnell die Beute wegstehlen ist ein Traum, Lubitsch selbst hat die Frage, wie man solche Beziehungen führt ja auch noch in Serenade zu Dritt im folgendem Jahr mit der gleichen Hauptdarstellerin beantwortet - Spoiler: No sex, scheitert aber immer[1], aber wenn man auf die Endkonstellation sieht, kann man nur sagen gleich und gleich gesellt sich gern. Die beiden werden, sollten sie nicht von der Polizei geschnappt werden, noch viel Spaß miteinander haben.
Das Ende verrät uns auch, dass es sich hierbei um einen Pre-code Film handelt, denn die Verbrecher kommen ungeschoren davon, und auch das Opfer wird sicher nicht lange allein bleiben. Leichte Probleme gab es bei der Begutachtung des Skripts durch die damals extrem unbedeutende Zensur, von der befürchtet wurde, die italienische Polizei in der ersten Szene des Films könnte als Lachnummer im Stile der Keystone-Cops[2] mit viel Armwedeln dargestellt werden, da in einem anderem Film, This is the Night, zu diplomatischen Verstimmungen mit Italien geführt. Dass Lubitsch natürlich Stereotype bewusst zu brechen verstand, zeigt auch gleich eine der ersten Einstellungen von Venedig mit seinen Kanälen – auch die Müllabfuhr ist mit einer Gondel unterwegs.
[1] aber sie haben es immerhin versucht und das wie wird in einem eigenem Artikel besprochen.
[2] Eine Serie von Stummfilmkurzfilmen die direkt nach dem ersten Weltkrieg sehr populär waren und einzig über Slapstick funktionierte.
IMDB-Link: https://www.imdb.com/title/tt0023622/reference
Die Indexierung befindet sich hier: https://verfuehrungzumfilm.wixsite.com/exkursionen/post/ärger-im-paradies