Wild Girl

(USA 1932)

Raoul Walsh verfilmte für Fox eine Kurzgeschichte des heute fast völlig vergessenen Autors Bret Harte, der noch Anfang des letzten Jahrhunderts als der Autor für Erzählungen aus dem Wilden Westen neben Mark Twain galt und Walsh setzte diese Erzählung über die Heldin Salomy Jane (Joan Bennett) stilistisch interessant um. So wird uns nach dem Filmtitel die Hauptpersonen in einer Art Photoalbum vorgestellt, wo jeder Schauspieler seine Rolle mit einem kurzem Satz vorstellt, bevor zum nächsten weitergeblättert wird. Das titelgebende „wilde Mädchen“ Salomy Jane (Joan Bennett) mag zum Beispiel Bäume, weil diese so schön grade sind. Man kann sie verstehen, denn hinter ihr sind alle Männer her, doch der richtige ist noch nicht darunter, wie sich auch in den ersten Szenen des Films erkennen läßt, bevor zur  jeweils nächsten geblättert wird.
Einer der Männer (Morgan Wallace) in dem Ort, vergreift sich gewaltig im Ton bei seinem Heiratsantrag an Salomy, dass diese dem die Hand verspricht, der den betreffenden erschießt.
Nun dieser Wunsch geht schneller in Erfüllung als allen Lieb ist, als ein Fremder (Charles Farrell) ihn aus persönlichen Gründen ihn erschießt. Da kurz zuvor auch die Postkutsche überfallen worden war, die Schilderung des Überfalls durch den Postkutschenfahrer (Eugene Pallette) ist einer der Höhepunkte des Films, führt natürlich zu einer Verbrecherjagd, die nur am Galgen eines, wir sind ja im tiefsten Wilden Westen, Schnellgerichts enden kann, doch Salomy hat sich in den Fremden verguckt, als dieser sie zufällig beim Baden überrascht hat. 

Western wurden damals noch nicht komplett im Studio gedreht, viele der Szenen hier sind noch (oder schon wieder) in den Wäldern Kaliforniens gedreht worden, auch wenn manche der Szenen in Innenräumen entstanden sind, Ton braucht nun einmal eine kontrollierte Umgebung. Nicht alle Schauspieler sind in direktem Umgang mit der Natur aufgewachsen, und so merkt man in den großen Rollen doch deutlich den Unterschied zu den Kleindarstellern, die keine Bühnenerfahrung hatten. Ein Ralph Bellamy ist nun mal kein Cowboy, deswegen spielt er hier einen Glücksspieler, Eine Luise Beavers, die knappe 10 Jahre später als erste Schwarze überhaupt einen Oscar gewinnen sollte [1], wird hier in ihrer kleinen Rolle als Kammerzofe und Vertraute Salomys nicht einmal in den Kredits erwähnt, dafür hält Regisseur Raoul Walsh all die Handlungsstränge eines typischen Westerns inmitten der schönen Natur fest zusammen.
Aber man merkt deutlich, dass dieser Film gedreht wurde lange bevor ein Herr Breen die puritanischen Moralvorstellungen eines William Hayes effektiv durchsetzte. So wird ein Mörder für seine Tat „belohnt“, dass man ihn entkommen lässt, die örtliche Polizei als zumindest inkompetent dargestellt und die Hauptdarstellerin Joan Bennett[2] ohne jegliche Bekleidung in einem See ein Bad nimmt. Man könnte jetzt auch noch auf die biblische Bedeutung des Namens Salom(y/e) eingehen, die auch einen Kopf für einen Kuss forderte, aber in der Bibel war es andersrum.

[1] Für den Antebellum Sachmachtfetzen überhaupt, Vom Winde verweht, der gerne als das Highlight der Studioproduktionen Hollywoods der klassischen Studiozeit verwendet wird, man siehe die Verwendung in Armee im Schatten

[2] Joan Bennett war die ältere der beiden bekannten Bennett Schwestern, die ihren wirklichen Durchbruch erst in den 1940ern dank ihrer Hauptrollen in Fritz Lang Filmen wie Die Frau im Fenster hatte. Ihre Schwester Constance Bennett hatte den Höhepunkt ihrer Karriere in Topper erreicht, war aber davor auch schon eine der großen.


IMDB Link: https://www.imdb.com/title/tt0023700/  

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