The Kid from Spain

(USA 1932)

Als Samuel Goldwyn sein drittes Eddie Cantor Spektakel plante, konnte er auf das übliche Personal zurückgreifen, denn das Konzept war immer noch das gleiche[1] – der Held wider Willen wurde in eine unmögliche Situation gebracht und massenhaft Chorusgirls[2] sorgten für das Amusement des männlichen Publikums und da der Held Eddie Cantor war, musste er natürlich auch noch Songs singen, die seinem hektischem, leicht chaotischem Charakter entsprachen. Chorusgirls verlangen natürlich auch einen Choreographen, der sie Ansprechend präsentiert. Ja, natürlich war Busby Berkeley noch zu haben, denn in Hollywood waren Musicals zu dem Zeitpunkt noch nicht sonderlich gefragt, aber das sollte sich sehr bald ändern.

Diesmal fliegt unser Held, der praktischerweise wieder einmal einfach Eddie (Eddie Cantor) heißt, vom College, da er es irgendwie – es wird nie erklärt warum – geschafft hat, morgens im Mädchenschlafraum aufzuwachen, aber er will mit seinem Freund Ricardo (Robert Young), der aus persönlichen Gründen das College verlassen muss, gemeinsam nach Mexiko fahren. Sinnigerweise wird, während er vor der Bank hält, diese überfallen und er als Fluchtwagenfahrer zwangsverpflichtet. Immerhin sind die Gangster höflich und schieben ihn nach Mexiko ab, zurück kann er nicht, denn da ist ein Polizist (Robert Emmet O'Connor) der ihn für einen der Räuber hält und nur darauf wartet, ihn in den USA gleich festnehmen zu können, doch zum Glück trifft er wieder seinen Freund Ricardo, der ihn als den großen Stierkämpfer Don Sebastian, den zweiten, ausgibt. Womit die erste Stufe des Chaos erreicht ist, denn natürlich steckt auch der in kleineren Schwierigkeiten, denn seine Verlobte Anita (Ruth Hall) soll jetzt doch jemand anderen heiraten. Beim Versuch da für eine Revision dieser Entscheidung zu sorgen, macht sich Eddie unbeliebt, insbesonders, weil er wiederum in einem falschen Zimmer auftaucht, für einen Räuber gehalten wird und die Bewohnerin (Lyda Roberti), die Freundin eines der Bösewichte, im spärlich bekleideten Zustand antrifft, die sich dann prompt noch in ihn verliebt.

Um den Polizisten abzuschütteln bleibt Eddie nichts anderes übrig als einen Stierkampf zu bestreiten, natürlich mit einem zahmen Stier. Man sieht die nächste Stufe des Chaos kommen, denn am Vorabend des Stierkampfs findet eine große Party statt, bei der Eddie unter einen Tisch fliehen muss, an dem sinnigerweise dann auch die beiden Bösewichter Platznehmen und ihre weiteren Pläne besprechen. Ein heruntergefallener Champagnerkorken dient dann der Vorbereitung der nächsten typischen Eddie-Cantor-Einlage, der obligatorischen Blackfacenummer. Beim davonschleichen wird er von den beiden ertappt, die aber in ihrer rassistischen Blödheit[3] diese Tarnung nicht durchschauen (und seiner jiddisch inspirierten Antwort „I'm a table looking under“ - bestübersetzt als Untertischkellner – Ober heißt halt auch Kellner, und einen Unter gibt es nur beim Schafkopf - nicht weiter nachgehen), denn er springt spontan als dritter Mann in einem Stepptanzduet ein, welches sich dann zu einer ganz großen Busby Berkeley Nummer weiterentwickelt.

Busby Berkeley hätte es gerne gehabt, wenn seine Tänzerinnen auf rotierenden Platten gestanden hätten, die ihren Strohhüten stilistisch entsprochen hätten, aber mit Produktionskosten, die offiziell schon, so sagte es jedenfalls Goldwyns Werbeabteilung eine Million Dollar erreicht hatten, waren diese 10.000 Dollar nicht mehr drinnen[4]. Und ja, fürs große Finale in der Arena ist es den Schurken natürlich gelungen, den Stier auszutauschen, denn die haben noch einen ganz gefährlichen, der schon ein paar Stierkämpfe überlebt hat, in der Hinterhand. Der kleine jüdische Junge aus Brooklyn in der Stierkampfarena, das war die Idee die Cantor bereits 1931 für einen Film hatte, da er selbst mit dem amerikanischem Stierkämpfer Sidney Franklin befreundet war, der auch, als Stierkämpfer selbst in diesem Film zu war, und entsprechend komisch fällt auch der Kampf aus. Am Ende haben sich die Paare gefunden und es stellt sich heraus, dass der Polizist schon gewusst hat, dass Eddie unschuldig gewesen ist, aber er wollte ihn halt unbedingt in der Arena sehen.Gut, die Arena kommt nicht ganz an die aus Im Zeichen des Kreuzes heran, aber der Film will auch nicht schocken, er will amüsieren, und das ist ihm auch gelungen. 

Allerdings ist er ein Produkt seiner Zeit und das Spiel mit den Identitäten, dass er treibt, kann man leider einem engstirnigen heutigen Publikum nicht mehr zumuten. Cantor ist am besten, wenn er völlig überfordert versucht sich irgendwie aus einer „Situation“[5] heraus zu kommen, und mit Lyda Roberti hat er da eine perfekte Partnerin. Wie sie mit der Beinaheentführung umgeht, ihm mit dem nackten Bein anzeigt, wo denn genau ihre Kleidung im Zimmer ist, das muss man gesehen haben, aber was erwartet man auch anderes, wenn der Komödienspezialist Leo McCarey (Let's Go Native, Die Marx Brothers im Krieg, oder Heiße Milch und harte Fäuse) die Regie übernimmt. Da sitzt jeder keine Gag und das Zusammenspiel aller, meistens auch exakt auf den Typ besetzen Rollen (das vereinfacht die Exposition der Charaktere), glänzt vom Timing und das Liebespaar Ricardo und Anita ist, den Regeln eines solchen Startvehikels entsprechend zurückgenommen.

[1] Und sollte auch so bleiben, auch wenn man irgendwann mal den Komiker auswechselte. Davor war da schon Whoopee! und Palmy Days, nach Eddie Cantor machte er mit Danny Kaye weiter.

[2] Man sieht eine Reihe bekannter Gesichter darunter, neben Toby Wing und Paulette Godard  findet man auch noch Donna Mae Roberts, Lynn Browning und Renee Whitney, die in den meisten Busby Berkeley Musicals der nächsten Jahre zu sehen waren.

[3] Wer sich darüber aufregt, ist selber einer.

[4] Er sollte das dann bei Warner schon für seine ersten Film dort, 42nd Street, problemlos bekommen, der nur etwa die Hälfte kostete.

[5] Im exakten Sinne wie die Primaner in Rühmanns Feuerzangenbowle auf Rühmanns Stube.


IMDB Link: https://www.imdb.com/title/tt0023088/reference/

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