(D 1928)
Richard Eichberg war ein deutscher Filmregisseur und Produzent, der in jungen Jahren selbst als Schauspieler auf der Bühne stand und als solcher vor dem ersten Weltkrieg weltweit in deutschen Stücken auftrat und während des ersten Weltkriegs auch in Stummfilmen Regie zu führen begann und dann nach Kriegsende auch Filme zu produzieren – hauptsächlich die eigenen oder die, in denen seine Gattin Lee Parry auftrat. Mit seinen Filmen, die häufig an exotischen Orten spielten, wie diesem oder den ersten Remakes des Tiger von Eschnapur/Indischem Grabmal[1] war er einer der vielen erfolgreichen Filmautoren die das Gebrauchskino der Weimarer Republik prägten und Stars wie Willy Fritsch und Lillian Harvey entdeckte.
Nun, in diesem Film treffen auch Stars aufeinander, die zeigen, wie weltgewandt damals doch die deutsche Filmindustrie war: da haben wir zum einen einen der ganz großen deutschen Schauspieler, der auf der Gottbegnadetenliste der NSDAP landen sollte und dann im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen[2] zu verrecken, Heinrich George, und die in den USA immer nur als „gelbe“ angesehene Anna May Wong – ein Gipfeltreffen der Großschauspieler. Und wie für die Zeit üblich, spielte Wong die Malaysierin Song, die sich dem verkrachten Maler Jack (George) anschließt, nachdem der sie vor Misshandlungen und Schlimmeren durch eine Gruppe europäischer Matrosen gerettet hat.
Jack ist auch ein dort Gestrandeter, der nach Südostasien geflohen ist, nachdem er ein Verhältnis seiner Frau Gloria (Mary Kid) im Streit erschlagen hat. Zusammen mit Song tritt er nun als Messerwerfer auf, nur um in einem örtlichen Nachtclub dann Gloria im Publikum zu erblicken, denn die tritt als Tanzstar in einem örtlichen Theater auf, und die Gefühle für sie sind wieder da, sehr zum Leidwesen Songs. Dass Gloria nichts mehr von Jack wissen will, interessiert die beiden aber nicht sonderlich, Jack versucht mit Freunden einen Überfall auf einen Geldtransport um sich wenigstens mit Geld Glorias Respekt kaufen zu können, aber Song verpfeift dieses Unterfangen an die Polizei und natürlich scheitert der Überfall und Jack erblindet. Song versucht von Gloria das Geld für die notwendige Behandlung zu organisieren, doch die hat daran kein Interesse, also stiehlt es Song ihr und gibt Jack gegenüber vor sogar selbst Gloria zu sein.
Auch wenn sie es selbst inzwischen geschafft hat, im örtlichen Hotel zum Tanzstar zu werden, lebt sie immer noch im Slum,. Als ihr Schwindel auffliegt, Jacks Augenlicht wurde wieder hergestellt, ist dieser ob seiner zerstörten Illusionen wütend und als sie ihn bei einem Auftritt bei einem Messertanz im Publikum erspäht, stolpert sie in eine der als Dekoration herumstehenden Klingen um in seinen Armen zu sterben.
Der Film ist ein übliches Melodrama der 1920er, Eichberg arbeitet routiniert mit der Kamera, wie er es auch in den anderen mir bekannten Filmen gemacht hat, das koloniale Setting besteht hauptsächlich aus deutschen Gütern, denen man einfach asiatische[3] Schriftzeichen aufgemalt hat. Das von Jack umgestellte Eisenbahnsignal ist ein Vorsignal (sogar mit Tafel) der deutschen Reichsbahn, die Lokomotive eine preußische P10.
Es ist interessant, dass auch hier das Thema Tanz als Objekt der Rivalität zwischen den beiden Frauen wie in Piccadilly gewählt wurde, wobei aber Song und Jack in ihrer Niederlage vereint sind, denn Gloria ist schon längst wieder in Europa – auch ein Blick auf das Kolonialreich.
Anna May Wong starb in den meisten Filmen, in denen sie mitwirkte, eines gewaltsamen Todes, im echten Leben starb sie 1961 an einem Herzinfarkt, nachdem sie, nach fast einem Jahrzehnt abseits der Kamera wieder an einem Comeback arbeitete. Auch wenn sie als Asiatin in den USA den üblichen Rassismus ausgesetzt war und sie Anfangs der 1930er in Europa beinahe der größere Hollywoodstar als Schauspielerinnen wie Myrna Loy oder Loretta Young war, schaffte sie es 2023 auf die normale 25 Cent Münze der USA. Vielleicht hatten Wheeler and Woolsey in Diplomaniacs doch recht.
[1] Der Titel ist heute nur noch in seinem zweiten Remake des Co-Autors Fritz Lang allgemein bekannt.
[2] Der Ort blieb der gleiche, nur das Wachpersonal und die Insassen wurden ausgetauscht. Zumindest teilweise.
[3] Für mich sieht die Beschriftung auf dem Güterwagen mehr nach japanisch als nach chinesisch aus.
IMDB-Link: https://www.imdb.com/title/tt0019361/reference/
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