In die japanische Sonne

(USA 1943)

Der amerikanische Originaltitel ist Air Force, aber der deutsche Verleiher entschied sich dazu einfach die generelle Flugrichtung als Titel zu verwenden, go west, denn der Feind steht im fernen Osten.

 Als am 6. Dezember 1941 eine Besatzung in ihren B-17 Bomber einsteigt, um diesen in einem langen Flug nach Hawaii zu überführen, ahnte sie nicht, dass sie dort im Krieg landen sollte, und zwar nichtmal auf dem geplanten Flughafen, sondern auf einem kleinen, abgelegenem Ausweichflugplatz. Wir alle kennen aus Tora! Tora! Tora! die Bilder einer durchstartenden B-17 während des japanischen Luftangriffs und dieser Film ist praktisch ihre Geschichte. Gut, die Drehbuchautoren haben noch eine ganze Ladung zusätzlicher Propaganda in die Story mit herein gepackt, aber Howard Hawks als Regisseur verstand sich gut darauf, Dynamiken in Männergruppen als Filmstoff auf die Leinwand zu bringen.

Ein Bomber ist nun mal seine eigene kleine Welt, denn, im Gegensatz zum Jagdflugzeug, wo in der Regel nur ein Pilot drinnen sitzt[1], braucht dieser eine größere Besatzung, nicht umsonst ist das Zwei-Mann-Cockpit bei Zivilflugzeugen eine Entwicklung der 1980er, denn neben den beiden Piloten brauchte es noch den Bordingenieur, den Funker und den Navigator, sowie den Bombenschützen und noch Bordschützen, die sich um die Maschinengewehre zu kümmern hatten, die dafür gedacht waren, gegnerische Abfangjäger an der Verrichtung ihrer Tätigkeit zu hindern. Wie so ein Einsatz in der Wirklichkeit ausgesehen hat, das zeigte uns (und dem zeitgenössischem Kinopublikum) William Wyler in seiner Memphis Belle, aber hier arbeiten die Maschinen an den Grenzen des Machbaren, die Entfernung San Francisco Honolulu beträgt knapp 4000 Kilometer, die Überführungsreichweite einer damaligen B-17 knapp unter 6000, die Distanz Wake Island Manila beträgt gut 5000 km, und das Problem ist auch immer das Finden des Flugziels unter nicht immer konstantem Windeinfluss. 

Aber hier im Film sitzen nicht nur Funktionen in der Maschine, sondern Menschen, jeder mit seiner eigenen kleinen Geschichte, seinen Träumen Wünschen und die werden durch den Krieg beeinflusst. Da haben wir den neuen zweiten Funker Chester (Ray Montgommery), für den der Flug nach Hawaii der erste Flug überhaupt war und den Bordschützen Winoki (John Garfield), der eigentlich selber Pilot werden wollte aber bei der Aufnahmeprüfung durchfiel und seit dem nur noch Dienst nach Vorschrift macht, bis seine Dienstzeit abgelaufen ist. Aber mit dem Kriegsbeginn will er, ganz patriotisch, bis zum Ende mit dabei sein. John Garfield war bei seinem Studio immer als der wütende junge Rebell besetzt, dem das Leben immer irgendwie ein Bein stellt und auch so hat das Flugzeug auf seinem weiteren Weg in die Philippinen nicht sonderlich viel Glück, in Wake bei der Zwischenlandung muss es Briefe der dort stationierten Truppen mit nehmen, denn es war ein offenes Geheimnis, dass diese Insel gegen einen ernsthaften japanischen Angriff nicht zu halten war (dass sie bis 1945 für alle sie passierenden Marineeinheiten der USA als Übungsziel herhalten musste, war 1943 noch nicht abzusehen) und auf den Philippinen selbst, wurde der Bomber durch Luftangriffe schwer beschädigt, dass sie sich dann halbwrack selbst Richtung Australien absetzen musste[2] um auf dem Weg dahin noch einmal schnell ein paar japanische Kriegsschiffe erfolgreich zu bombardieren – die Luftwaffenpropaganda Billy Mitchells mit seinen fliegenden Mauern hat man gerne aufrechterhalten, man denke nur an John Fords Battle of Midway.

Aber die vielleicht langanhaltendste Propaganda war die, die von der fünften Kolonne Japans auf Hawaii selbst handelte. Admiral Kimmel und General Short befürchteten 1941 einen Angriff auf Pearl Harbor, allerdings durch Saboteure, weswegen man die Flugzeuge ja schön geordnet auf den Flugplätzen abstellte, damit sie mit möglichst geringem Personalaufwand vor Sabotage schützen konnte und sie so zu einem erstklassigen Ziel für einen Luftangriff wurden. Hawks lässt die außen gelandete B-17 zum Ziel japanischer Scharfschützen werden, die sich irgendwo in den Feldern und Plantagen verstecken – irgendwie muss man ja Stimmung für die Internierung japanischstämmiger Zivilbevölkerung im Bereich näher als 160 Kilometer von der Pazifikküste machen. 

Ach ja, eine eigenständige Luftwaffe bekamen die USA erst 1947, bis dahin unterstand alles fliegende Gerät entweder der Armee oder der Marine.

[1] Vereinzelt gab es auch welche mit zwei, da man, gerade über dem Meer, davon ausging, dass eine Person damit überfordert wäre noch nebenbei ohne Landmarken zu navigieren. Dass dies doch möglich war, bewiesen die Piloten der japanischen und amerikanischen Marine im zweiten Weltkrieg. Dennoch verfranzten sich genügend Piloten mit meist fatalen Folgen. 

[2] Man darf ein wenig an den Anfang von Unternehmen Petticoat denken, nur ohne Frauen, dafür aber mit Hund, der nach einem Kriegsgebiet benannt ist.

IMDB -Link: https://www.imdb.com/title/tt0035616/reference/

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