Die Nacht mit dem Teufel

(Frankreich 1942) 

1942 gab es zwei verschiedene Frankreichs, die Regierung des Freien Frankreichs saß in London, die des nochnicht deutschbesetzen französischen Staates saß in Vichy. Der Regisseur Marcel Carné hatte sein Vaterland während und nach der Niederlage nicht verlassen[1] und wollte auch weiterhin seine Heimat mit seien Filmen erfreuen. Filmstudions existieren in Paris und im Süden Frankreichs, so war es möglich halbwegs unabhängig von deutscher Kontrolle Filme zu drehen und Carné hatte sich für einen Stoff Jacques Prévert entscheiden, den man nicht direkt mit der aktuellen politischen Situation in Verbindung bringen konnte, etwas worauf er auch lange nach der Schaffung der Europäischen Wirstchafts Union hinwies. 

Dennoch lässt sich diese spätmittelalterliche Geschichte auch problemlos als politische Parabel lesen. Der Teufel (Jules Berry) schickt 1485 zwei Boten Dominique (Arletty) und Gilles (Alain Cuny) los, um unter den Menschen für Zwietracht zu sorgen und das gelingt den beiden am Hofe des Baron von Hugues (Fernand Ledoux) auch, als dieser seine Tochter Anne (Marie Déa) mit dem Baron Renauld (Marcel Herrand) verheiraten möchte. Die beiden Barone werden zu Konkurrenten um die Gunst Dominiques, während Gilles nicht nur Anne verführt sondern sich tatsächlich in sie verliebt. Das Gefällt dem Teufel nun ganz und gar nicht und sein Handeln führt dazu, dass Anne und Gilles ertappt werden, was zur Lösung der Verlobung führt. Doch auch der Teufel ist verzaubert von der reinen Unschuld Annes und will sie für sich gewinnen, während Gilles im Kerker landet. Er befreit Gilles zwar aus dem Kerker zu dem Preis, dass Gilles seine Erinnerung an seine Liebe verliert, doch es gelingt ihm nicht die Liebe zwischen Gilles und Anne zu brechen und als die beiden sich wieder an der Quelle, wo sie sich verliebt haben, küssen, verwandelt er sie zur Strafe in Stein, doch dann muss er zu seinem Entsetzen feststellen, dass ihrer Herzen immer noch schlagen. Eigentlich eine für Carné typische Geschichte über gut und Böse, wobei das Böse immer einen (scheinbaren) Sieg über die Liebe davon trägt, dass war in Hafen im Nebel oder Der Tag bricht an nicht anders, hier aber ist mit dem in der Tonspur deutlich vernehmbaren Herzschlag der beiden dann doch deutlich, dass das Böse nicht gesiegt hat, ein doch deutlich optimistisches Ende als ein verreckender Jean Gabin und eine um ihn trauernde Arletty. 

Und wegen der deutschen Besetzung Nordfrankreichs und der durchaus vorhandenen antisemitischen Kollaboration in Vichy-Frankreich[2] war es nicht allen am Film beteiligten Mitarbeitern möglich auch im Vorspann genannt zu werden. Bühnenbildner Alexandre Trauner musste als Jude ungenannt bleiben.

 Französische A-Produktionen, und um so eine handelte es sich, die Premiere in Paris im Dezember 1942 galt als die größte während der ganzen Okkupation, zeichnen sich dadurch aus, dass die Filmstars auch große Bühnenschauspieler waren und Jules Berry lässt mit seinem Schauspiel und seiner Stimme (Film im Original ansehen) die Bühne wackeln, Arletty ist gewohnt verführerisch, Marie Déa bildet einen ruhigen Gegenpol und Fernand Ledoux gibt mal wieder den unglücklich verliebten. Bei ihm lässt sich problemlos ein Brücke zu Renoirs Bestie Mensch schlagen.

Und nebenbei bemerkt, unter den Kleindarstellern fanden sich auch noch spätere Filmgrößen wie Alain Resnais und Simone Signoret.

[1] Jean Renoir und Rene Clair waren nach Hollywood gezogen, eine Reihe von Schauspielern wie Jean Gabin und Michele Morgan hatten ebenfalls das Land verlassen. [2] Marcel Ophüls hat diesem verdrängtem Aspekts der französichen Geschichte ja mehrere Dokumentationen wie Hotel Terminus gewidmet, Joseph Losly läßt seinen Monsierur Klein in dieser Geselschaft agieren.


IMDB-Link: https://www.imdb.com/title/tt0035521/reference/

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