Das eitle Stubenmädchen

(Österreich 1908)

So ganz genau, weiß man nicht, wann denn dieser vierminüter entstanden ist, Johann Schwarzer hat in den Jahren zwischen 1906 und 1910 52 solche kurzen Filme gedreht, die er als Photograph nach Anfragen für entsprechendes Material für „pikante Herrenabende“ dann selbst produzierte und dafür dann auch die erste eigenständige österreichische Filmproduktionsgesellschaft „Saturn-Film“ gründete. Der Vertrieb der Filme erfolgte durch Verkauf, nicht durch Verleih, allerdings pflegten die Kopienbesitzer Kopien untereinander zu tauschen. 

Nach einem ersten Katalog, der Kurzbeschreibungen und ein Bild aus dem Titel enthielt, reichten danach einfache Annoncen in den Zeitungen. 1911 wurde dann aus „moralischen“ Gründen, die Darstellung nackter Körper galt als Pornographie[1], die Lagerbestände polizeilich beschlagnahmt.

 Da Schwarzer auch als Photograph Aktaufnahmen herstellte, hatte er natürlich keine Probleme, Schauspielerinnen für seine Filme zu bekommen. Wien war damals eine der größten Städte der Welt, als Hauptstadt eines Vielvölkerstaates hofften viele Menschen dort auf ihr Glück – und entsprechenden Bedarf an Dienstpersonal gab es immer. 

Als Schwarzer seine Filme drehte, praktizierte Freud, Felix Salten (vermutlich) schrieb die Josefine Mutzenbacher und Arthur Schnitzler seine Werke. Entsprechend sehen wir hier eines der feschen weaner Madeln, die Schnitzler in seinem Reigen beschrieb, ich denke da an Simone Simon als Dienstmädchen, das hier ihren Körper mit dem einer Statue in einem Künstleratelier vergleicht, allerdings nicht zur schönen Galate wird, als dann der Wohnungsbesitzer eintritt. Ja, das Atelier, so ist es wohl im Katalog beschrieben, ist ein großbürgerlicher Salon, der wohl im Normalfall einfach als Kulisse für Studiophotographien diente.

Die Beschlagnahme der Filmmaterialien hat Schwarzer wohl nicht sonderlich geschadet, er fiel allerdings als Reserveleutnant im Oktober 1914 bei Kämpfen zwischen  der k.u.k Armee und zaristischen Truppen in Galizien.

[1] Auch der Maler Egon Schiele wurde 1912 wegen eines seiner Gemälde für 24 Tagearretiert. 


IMDB-Link: https://www.imdb.com/title/tt1032868/reference/

Die Indexierung befindet sich hier: https://verfuehrungzumfilm.wixsite.com/exkursionen/post/jdas-eitle-stubenmaedchen

DIESE WEBSEITE WURDE MIT ERSTELLT