Coeurs joyeux

(Frankreich/Deutschland 1932)

Dieser Film ist die französichsprachige Version des UFA-Films Zigeuner der Nacht.

Wenn ich abends in mein Kino geh, singt man in Ich bei Tag und Du bei Nacht. Nun viel besser waren die Wohnverhältnisse unseres Hauptdarstellers hier auch nicht, aber dafür musste er sich auch nicht mit Tonfilmen herumschlagen. Nein das ist kein Kuhle Wampe und zeigt auch nicht Menschen am Sonntag. Es ist einfach ein kleine Gangsterkomödie, die doch das Leben der kleinen Leute in der Großstadt verklärt.

Es spricht Bände für das Filmarchivwesen und die Filmkultur in Deutschland, dass dieser Film, der in der Spätphase der Weimarer Republik in Deutschland in die Kinos gekommen war, nur noch als Erwähnung in Filmlexika gefunden werden kann, hingegen seine französiche Fassung bereits am Beginn des dritten Jahrtausends als VHS-Rip in den Tauschbörsen verfügbar war [1]. Gut, das mag vielleicht daran liegen, dass die Rolle des Filmprojektionisten Karl nicht mit Hans Brausewetter sondern mit Jean Gabin besetzt wurde, aber es ist durchaus auch möglich, dass man nach 1945 immer noch nicht musikalisch an die „gute alte“ Zeit des zwischendurch als „entartet“ verschrienen Jazz eines  Paul Abraham erinnert werden mochte, der Regisseur Hanns Schwarz hingegen schaffte den Absprung nach Hollywood, wo er aber 1945 starb, ein paar Monate nach Hanns Brausewetter, dem Star der deutschen Fassung, der eine ununterbrochene Karriere in Doktor Goebbels UFA hatte, bis er in den letzten Tagen der Schlacht um Berlin in den Kampfhandlungen umkam, oder wie Paul Abraham in einer Nervenheilanstalt dahin vegetierte.

Im Film geht es darum, dass eine Gangsterbande einen Juwelier ausrauben wollen, dazu brauchen sie einen Filmvorführer (Jean Gabin) um die Filmaufnahmen des Opfers zu sichten, denn nur so kann man unauffällig diesen Kopieren wenn man ihn durch einen Doppelgänger ersetzen möchte. Pech ist, wenn sich der dann in der eigenen Villa festgehaltene Filmvorführer in die Schwester (Josseline Gaël) des Gangsters verliebt und die beiden gemeinsam verschwinden. Ein wenig schwelgt der Film noch in alter Stummfilmromatik, wenn er bereits mit einer Stimmfilmszene anfängt, und auch die Komödienelemente wie der Jagd nach dem Koffer mit dem Schmuck am Ende auf einem Ozeandampfer der Hamburg-Amerika-Linie, bei dem die Gangster fast wie aus einem Key-Stone-Cops Kurzfilm entsprungen versuchen der nur wenig mehr geordneten Polizei zu entgehen versuchen – vergeblich natürlich. Der zwischendurch irrtümlich verhaftete Filmvorführer kommt natürlich frei, und die Schwester des Gangsters arbeitet dann natürlich mit ihm im gleichen Kino als Konfektverkäuferin.

Jean Gabin war damals am Beginn seiner Filmkarriere, bislang war er ein erfolgreicher Schauspieler auf den Pariser Varietébühnen, so nimmt es unschwer Wunder, dass er den Paul Abraham Schlager Eins, zwei, drei und vier, glücklich bin ich nur mit Dir, [2] der den ganzen Film durchzieht, als wunderbares Duett mit Josseline Gaël in einer Metro darbietet.Dieser Film, für das Bild war Eugen Schüfftan verantwortlich, ist einer der Filme, der die Kooperation zwischen den „Erbfeinden“ auf filmischer Ebene als Konkurenz zum Übermachtigen Hollywood und die probleme, die man damals noch mit der Synchronisation beim Ton hatte. Eine entsprechende Kooperation bestand noch bis ins frühe Dritte Reich.

[1] Und zum Glück lassen sich sogar Untertitel in .srt-Files finden, natürlich in Englisch.

[2] Auf deutsch natürlich auf Youtube unter der Leitung des Komponisten zu finden.


IMDB- Link: https://www.imdb.com/title/tt0172257/reference/

Die Indexierung befindet sich hier: https://verfuehrungzumfilm.wixsite.com/exkursionen/post/coeurs-joyeux

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