(USA 1992)
Bereits in der ersten Szene wird klar, worum es in diesem Film geht. Ja, ein Man wird bei heißem Sex von seiner Partnerin während eines BDSM-Spielchens erstochen, aber wir, das Publikum sehen das ganze zum Teil durch einen Spiegel. Man muss nicht unbedingt Borges gelesen haben, um zu erkennen, dass Regisseur Paul Verhoeven bereits hier sein kleines Spielchen mit uns treibt. Es war Agatha Christie, die einen ihrer Romane, auch verfilmt, They do it with mirrors, übersetzt Man macht es mit Spiegeln, genannt hat. Spiegel müssen nicht unbedingt real dargestellt werden, um ihre Funktion zu erfüllen, gut, hier in diesem Film enthüllen sie bewusst nackte Tatsachen, aber eben auch symbolisch Zustände und Konstellationen.
Der Film steht in der Tradition des Film Noirs, wo der einsame Detektiv es sehr häufig mit der falschen Frau zu tun bekommt, was dann für einen oder sogar beide negative Konsequenzen hat.
Wer der Ermordete war, das wir dem San Francisoer Polizeiinspektor Curran (Michael Douglas) schnell klar, doch bei der Täterin, da hat er und sein Partner Moran (George Dzundza) nur einen Verdacht, aber die Kriminalautorin und studierte Psychologin Catherine Tramell (Sharon Stone) hat in ihrem letzten Roman genau so einen Mord beschrieben und auch regelmäßig guten Sex mit dem Mordopfer gehabt, aber eben absolut kein Motiv.
Aber irgendwo muss man ja mit der Ermittlung anfangen[1], doch die Verdächtige hat ihre eigene Agenda gegenüber Curran, ist sie doch dabei einen weiteren Krimi über einen Polizisten zu schreiben, der im Drogenrausch als verdeckter Ermittler zwei Touristen erschossen hat und da sie ihre Bücher immer an der Realität anlehnt, deswegen war sie auch mit dem Mordopfer im Bett, weiß Curran genau, dass er das Vorbild für den nächsten ist.
Psychologie heißt zu verstehen, wie der Mensch denkt, und wer das weiß, weiß auch wie er Menschen manipulieren kann. Curran weiß, dass er ein Aggressionsproblem hat, deswegen kümmert sich auch eine Polizeipsychologin (Jeanne Tripplehorn) um ihn, die ihn auch aus einem sich aufschaukelndem Konflikt mit einem Kollegen in einem Pub entfernt, nur wird auch dieser Kollege bald darauf ermordet aufgefunden. Curran wird verdächtigt, allerdings verdichtet sich der Verdacht gegen Tramell, dass das Opfer ihr Currans Personalakte zugespielt hat, da 50.000 Dollar einfach so auf seinem Konto eingegangen sind, lange bevor Tramell und Curran sich überhaupt begegnet sind.
Vom Dienst ersteinmal suspendiert, entwickelt sich trotzdem zwischen Curran und Tramell so etwas wie eine Affäre, die fast zu spiegelbildlichem Sex wie am Anfang führt, der von Tramells Gespielin Roxy (Leilani Sarelle) beobachtet wird. Die Affäre wird von Moran und der Polizeipsychologin kritisch beobachtet und plötzlich wird auch Roxy ermordet und Tramell gerät in den starken Verdacht eine Serienmörderin zu sein.
Schließlich ist ihr nächstes Buch fertig und sie beendet ihre Affäre mit Curran. Moran hat aber in zwischen ihren Hintergrund weiter ausgeleuchtet und erfahren, dass es da noch jemand gibt, mit dem sie in einer toxischen Beziehung gelebt hat: eine Kommilitonin während ihres Studiums, die sie so bedrängte, dass Tramell ein polizeiliches Annäherungsverbot erließ und die seit dem Abschluss des Studiums irgendwie verschwunden ist[2] und komischer Weise gibt es von der keine Photos. Zwar wird der Fall geklärt, aber am Ende lässt uns Verhoeven dann doch im Unklaren, ob da wirklich der richtige Täter gestoppt wurde.
Verhoeven liefert hier einen Film Noir ab, der problemlos mit denen aus den 1950ern wieGilda oder Der große Schlaf mithalten kann, ohne sonderlich Rücksicht auf die amerikanische Filmzensur mit ihrem Rating System nehmen zu müssen. Das Werbeelement in der Mund-zu-Mundpropaganda war ja die Einstellung aus Tischhöhe zwischen die Beine von Sharon Stone, die erkennen ließ, das sie unter ihrem Minirock keine Unterwäsche trug. Sie war ob dieser Szene nicht sonderlich erfreut, besonders da sie nur eine Gage von einer halben Million Dollar bekam, verglichen mit den 14 Millionen des Hauptdarstellers Michael Douglas.
Mit seinem Spiegelmotiv in der Handlung ist der Film nicht alleine, auch Weiblich, Ledig, Jung baut seine Handlung nach dieser Methode auf, fast könnte man diesen auch als Prequel zu diesem lesen.
Dass der Film ein Produkt der frühen 1990er ist merkt man auch daran, dass die Tatverdächtige ein von der damaligen Norm abweichende Sexualität pflegte, BDSM mag ja noch gehen, aber gleichgeschlechtlich, nein das geht gar nicht. Entsprechen protestierten die Betroffenenverbände, wobei der Film sich, verglichen mit dem anderen großen Klassiker aus dieser Zeit, Das schweigen der Lämmer da doch zurück. Man sollte allerdings nicht vergessen, dass auch Hitchcock in Cocktail für eine Leiche und Der Unsichtbare Dritte Bösewichter verwendete, die anders waren als die Anderen.
Und ja, natürlich leben die Ermittler als wären sie Yuppies und auch die Tatverdächtige schwimmt im Geld und nutzt ihre Bekannten und Freunde literarisch nach Strich und Faden aus.
[1] Wenn man ein Niemand ist, und die Staatsanwaltschaft unbedingt einen Täter braucht, kann das sehr gefährlich werden, wie der Fall Genditzki in München gezeigt hat.
[2] In den USA gibt es keine Melderegister – mit einer Heirat und einem neuen Namen ist man sehr schnell verschwunden, wenn man es darauf anlegt
IMDB-Link: https://www.imdb.com/title/tt0103772/reference/
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