Grausame Erzählung

Frankreich (1930)

Gaston Modot kennt man nur als Schauspieler des französischen Films der späten 1920er bis in die 1950er. Er war einer der Charakterköpfe, den man in vielen der ganz großen Filme eine Jean Renoir kennt, auch wenn der dem Cineasten auch in Buñuels Goldenem Zeitalter begegnet ist, wo er sich mit einer Kuh im Bett herumschlagen musste. Seine einzige Regiearbeit war dieser stumme Kurzfilm nach der Kurzgeschichte  Die Marter der Hoffnung des französischen Schriftstellers Auguste de Villiers de L'Isle-Adam aus dem Jahre 1883, in dem er auch die Hauptrolle übernahm – die Bilder reduzieren die Exposition des gefangenen jüdischen Rabbis auf das bare Minimum. 

Ein Gefangener wird im tiefsten Kerker von einem Inquisitor besucht, der ihm mitteilt, dass er, da er sich des Heils des gekreuzigten Christus standhaft verweigert, am nächsten Tag öffentlich verbrannt werden wird. Doch seiner Fesseln beraubt, erkennt er, dass die Türe zu seiner Zelle nicht abgesperrt wurde und so eine Fluchtmöglichkeit besteht. Villiers schrieb diese Geschichte im Geiste Edgar Alan Poes, der sich einem ähnlichem Thema in Die Schlangengrube und das Pendel[1] angenommen hat, doch Poe war, verglichen mit Villiers ein Optimist.

Modot arbeitet mit Licht um die Geschichte des vergeblich Hoffenden zu erzählen, immer ist es nur ein Spalt aus dem die Hoffnung hervor glimmt, Doppelbelichtungen erzählen von seinen Träumen und Ängsten. Leider muss man die Geschichte kennen um die Bilder völlig zu verstehen. Dem Inquisitor geht es um das physische Brechen des Menschen, nicht um seine physikalische Vernichtung. Der Epilog nach dem letzten Satz der Erzählung ist auf der Leinwand einfach zu lang, aber er setzt sich als der Verzweifelte selbst sehr gut in Szene.

[1] Mehrfach verfilmt, kurz und knapp  für das französische Fernsehen 1964 von Alexandre Astruc mit Maurice Ronet, oder länger mit Vincent Price 1961 von Roger Corman oder auch völlig abgespacet mit Lex Barker, Vincent Price und Kain Dor als Die Schlangengrube und das Pendel 1967 von Harald Reinl.

IMDB-Link: https://www.imdb.com/title/tt0493598/reference/

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