(1934)
Dieser Film ist eine Auffälligkeit im deutschen Film des dritten Reiches, er ist der einzige Sciencefictionfilm, und wie es sich für SF-Filme dieser Zeit gehört, geht es um Technik. Und weil es keine Komödie ist, um den Missbrauch derselben zum Zwecke der persönlichen Bereicherung. Vom Stein der Weisen träumen Alchemisten ja schon seit der Antike, denn Dreck in Gold zu verwandeln, ist ja zu verlockend, aber an die Nebeneffekte die eine Entwertung der Grundlage der Währungssysteme mit sich bringt, denkt kaum einer.
Gut, der deutsche SF-Autor Hans Dominik[1], der an diesem Film nicht mitgewirkt hat, lässt einen seiner Protagonisten in seinem Roman Lebensstrahlen genau in diese Falle tappen, bis man ihn informiert das 'sein' Gold leider radioaktiv ist. Nun, in diesem Film tappt unser Held, der Ingenieur Holk (Hans Albers) nicht in diese Falle, bereits am Anfang des Filmes ist klar, dass er und sein vormaliger Partner auf der richtigen Spur waren, aber es mit Verbrechern, die im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen, zu tun bekommen haben, ihr alter Versuchsreaktor, in dem die Transmutation von Blei zu Gold stattfinden sollte wird von Saboteuren, strahlt auf mich der Blitz des Goldes“[2] kommt einem automatisch in den Sinn, in die Luft gesprengt.
Holk wird nun von dem britischem Großindustriellen John Wills (Michael Bohnen) angeheuert um für ihn auf einer schottischen Insel seine Arbeit fortzusetzen, und ja, der neue Reaktor steht in einem Bergwerk unter den Gewässern des Nordatlantiks, und ja, es ist eine UFA Produktion, und natürlich ist auch gleich die Assoziation zu Metropolis da, insbesondere da die Tochter des Großindustriellen von Brigitte Helm gespielt wird, und wie bei Metropolis ist die politische Stoßrichtung des Films gegen das Großkapital. Nein, das ist nicht explizit jüdisch, was aber vielleicht auch daran liegt, dass von dem Film eine französischsprachige Version in den gleichen Sets gedreht wurde, aber Reichtum und der Willen, diesen Reichtum mit allen Mitteln zu vergrößern, das war doch genau das Bild, dass die NSDAP von der Verschwörung des „Weltjudentums“[3] zeigen wollte, und Hans Albers, groß, blond, blauäugig und mit charismatischer Ausstrahlung war doch das perfekte Bild eines Ariers, der sich einem kleineren dunkelhaarigen Megalomanem entgegenstellt.
Mittler zwischen Verstand und Hand muss das Herz sein, heißt es in Metropolis, Drehbuch von NSDAP-Mitglied Thea von Harbou, und hier ist es Hans Albers, der dafür sorgt, dass Arbeiter und Intellektuelle dieses Experiment überleben. Und ja, Brigitte Helm geht leer aus, denn ein deutscher Held bleibt seinem Mädel treu.
Ach ja, Schleichwerbung für AEG und Dornier macht der Film natürlich auch noch.
[1] Seine bekanntesten Bücher sind, der Brand der Cheopspyramide und Atomgewicht 500, zumindest letzteres lohnt sich als Lektüre nach diesem Film, die beiden Werke sprechen in den gleichen Technikbildern.
[2] Die zweite Arie des Figaros aus dem ersten Akt des Barbiers von Sevilla.
[3] Es braucht nicht gleich den Stürmer, um Machwerke wie Der ewige Jude vorweg zu nehmen, dazu reichte die normale Parteipropaganda aus, um solchen Assoziationen den Boden zu bereiten. Und die werden ja heute noch gerne verwendet. Vorbereitet zur Veröffentlichung
IMDB-Link: https://www.imdb.com/title/tt0025189/reference/
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