Flying Down to Rio

(USA 1933)

Wenn man in Deutschland von Fred Astaire – Ginger Rogers – Filmen spricht, meint man immer die berühmten RKO Filme aus den 1930ern und ein wenig den MGM aus den späten 1940ern, aber von den 8 RKO Filmen übergeht man immer drei, die beiden letzten und den allerersten, diesen.Denn hier spielen die beiden „nur“ eine Nebenrolle, hinter den beiden Stars, Dolores Del Rio und Gene Raymond. Sie kennt man als Lebensgefährtin von Orson Welles, bevor er Rita Hayworth heiratete und Gene Raymond war ein gefragter Schauspieler der frühen 1930er, man denke nur an Transatlantic-Merry-Go-Round oder I am Suzanne und als Ehemann von Jeanette MacDonald.

Und wie es sich für eine klassische musikalische Komödie (englisch Musical Comedy oder deutsch einfach Filmoperette) gehört, braucht es zur dramatischen Entlastung des Hauptpaares auch immer ein komisches Paar zur amüsierenden Ablenkung der prinzipiell Langweiligen Haupthandlung, von der ja bereits in der ersten Minute klar ist, wie sie endet (Spoiler!) – sie kriegen sich doch.Was Produzent und Regisseur aber bis zu den Testvorstellungen noch nicht wussten, war, dass das Studio mal wieder so nebenbei ein berühmtes Filmpaar geschaffen hatte, so wie einst 1929 mit seinem ersten Film Rio Rita Wheeler and Woolsey. 

Und eigentlich hätte es diesen Film auch gar nicht geben sollen, dem damaligen Studiochef David O Selznick wurden seine Restrukturierungsmaßnahmen zum Verhängnis, worauf Merian C. Cooper kurzfristig als Nachfolger einsprang. Der war nun mal, bevor er ins Filmgeschäft einstieg, Kampfflieger im ersten Weltkrieg gewesen und Söldner im polnisch-sowjetischen Krieg von 1920 und ihm konnte man am besten Filmideen verkaufen, beziehungsweise von ihm Geld für Projekte anfordern, wenn es um Flugzeuge ging.

Eine von Selznicks letzten Amtshandlungen war die Untervertragnahme eines Broadwaystars, dem gerade die Bühnenpartnerin abhanden gekommen war, der aber trotz durchschnittlichem Aussehens auch vor der Kamera Charisma ausstrahlte, wenn er tanzte – Fred Astaire.

Wie bringt man nur Flugzeuge mit einem Musical zusammen? Die sind laut, am Boden relativ unhandlich und Menschen können ohne Hilfsmittel nicht fliegen. Gut, Busby Berkeley gelang es in einer seiner Choreographien Flugzeugteile von seinen Chorus Girls in geometrischen Mustern herumtragen zu lassen, aber Regisseur Thornton Freeland (Whoopee!), Choreograph Dave Gould (Die Nacht vor dem Ultimo) und Tricktechniker Linwood G. Dunn (King Kong, Citizen Kane und die ursprüngliche TV-Serie Raumschiff Enterprise) hatten da ihre Ideen.

Die Handlung beginnt in einem Flugzeug, in dem sich der Bandleader Roger Bond (Gene Raymond) ein Klavier einbauen hat lassen, damit er neben dem Fliegen auch musizieren kann und nachi einem kleinem musikalischen Rundflug mit seinem Freund Fred Ayres (Fred Astaire) es dann noch gerade noch schaft rechtzeitig zur Rundfunkübertragung dann vor seinem Orchester zu stehen, was dann auch gleich wie ein griechischer Chor mit der Sängerin Honey Hale (Ginger Rogers) mit dem Song Music makes me das Geschehen kommentiert. Ginger Rogers war bis dahin dem Filmpublikum als ziemlich leichtlebiges Flittchen[1] vertraut, entsprechen gewagt ist auch ihr Kleid. Doch im Publikum fällt Roger Bond eine elegante junge Dame auf, die Brasilianerin Belinha (Dolores Del Rio). Und sofort hat die Band ein Engagement in Rio de Janeiro, wo bei einer Party Fred und Honey die Tanzfläche stürmen und allen zeigen, wie man so einen örtlichen Modetanz zu tanzen hat – die Geburtsstunde des Tanzteams Fred Astaire und Ginger Rogers. 

Welche Hindernisse sich jetzt noch Roger und Belinha in den Weg stellen – Familie, Verlobter, Hotelpersonal, Politiker – interessiert kaum mehr, auch wenn da ein paar bekannte Gesichter mit entsprechend guten Leistungen darunter sind wie Paul Porcasi[2] oder die Sängerin Etta Moten (Goldgräber von 1933), bis am Ende die große Nummer steigt; die Band darf nicht im Hotel auftreten, also schmuggeln die Musiker ihre Instrumente in die Freischankflächen des Hotelrestaurants, während die Chorusgirls eingeflogen werden – ohne Rücksicht auf die Aerodynamik und Sicherheitstarndarts.Menschen spielen auf den Tragflächen eines Doppeldeckers Tennis, Trapetzartisten springen vom Fahrgestell eines Flugzeuges auf die Flächen eines anderen und Beine ersetzen die Vorflügel während Körper Grenzschichtzäune[3] bilden. Physikalische Unmöglichkeiten machen den meisten Spaß, aber Kinder NICHT nachmachen.

Gefilmt wurde das ganze mit echten Flugzeugen in einem Hangar, mit Rückprojektionen und Modellen, dass sich die Propeller nicht drehten, ist im Film an Unschärfen zu erkennen, Personal war zwar noch billig, aber so billig dann doch nicht.

 [1] Ihre Rolle in 42nd Street war die der Anytime Annie, eines Chorusgirls, daß nur einmal Nein gesagt hat, weil sie die Frage nicht gehört hat. Und das war nur einer von vielen Pre-Code Filmen, in der sie mitwirkte. Andere Titel wären Professional SweetheartTwenty Million Sweethearts,Goldgräber von 1933 und Broadway Bad.

[2] Wir hatten ihn in Broadway und Footlight Parade.

[3] Wem diese Begriffe fremd sind, kann gerne deren Bedeutung ergooglen. Teile der Konzepte waren auch Aerodynamikern der frühen 1930er absolut unbekannt. Flugzeuge waren damals noch viel zu langsam, als etwas anderes as Vorflügel und Klappen zu benötigen.

IMDB - Link: https://www.imdb.com/title/tt0024025/reference/

Die Indexierung befindet sich hier: https://verfuehrungzumfilm.wixsite.com/exkursionen/post/jflying-down-to-rio

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