(Spanien 1989)
Inspierert von einem Roman des berühmt berüchtigten Okkultisten Aleister Crowley entwickelt sich hier ein sehr seltsamer Film, in den man trotz seiner seltsamen Handlung hineingezogen wird.
Schurken, die mit paranormalen, sprich okkulten, Kräften auf kaum nachvollziehbare Art die Weltherrschaft an sich reißen wollen, sind ja die Trope eines jeden billigen Thrillers schlechthin und natürlich muss sich ihnen immer ein tumber Tor entgegenstellen, man denke nur an Die neun Pforten oder an Indiana Jones[1]. Hier in diesem Film ist es der kleine Waise David (Enrique Saldana), der von einem Kult auf der Suche nach paranormal begabten Menschen gefunden wird. Dieser will einen bestimmten Menschen züchten, der genetisch und astrologisch perfekt ist, das Kind des Mondes. Für unseren Helden David, ist das ein kleines Problem, da ihm selbst prophezeit wurde, eben genau dieses Kind des Mondes zu sein.
In der Ausbildungsstätte des Kultes geht es ihm besser als im Waisenheus, die Mitarbeiterin Victoria (Maribel Martín), die ihn im Waisenheus entdeckt hat, empfindet ihm gegenüber als einzige Muttergefühle, ganz im Gegensatz zur kalten Leiterin der Ausbildungsstätte (Lucia Bose), der es einzig um das zu schaffende Kind geht. Dessen Eltern Georgina (Lisa Gerrard) , eine Alkoholikerin, und Edgar (David Sust) wissen zuerst noch gar nichts von ihrem „Glück“ bis sie im Observatorium zum Zeugungsakt schreiten müssen. Schwanger realisiert man, dass man eigentlich in einem Gefängnis sitzt, und nach vollbrachter Arbeit wohl liquidiert werden soll, worauf man entschließt, aus diesem zu entkommen. Georgina und David gelingt es zwar in die afrikanische Wüste zu fliehen, doch als Georgina Komplikationen ihrer Schwangerschaft zum Opfer fällt, werden sie von Victoria gefunden, die es nicht über ihr Herz bringt, David wie angeordnet zu liquidieren. Der eingeborene Junge, der ihm und Georgina bereits zuvor geholfen hat, führt in zu dem Stamm, der weiß, dass das Kind des Mondes schon vor ein paar Jahren geboren wurde und dies in David erkennt.
Regisseur Agustí Villaronga hatte mit seinem Film Im Glaskäfig bereits zuvor einen größeren Erfolg, so dass auch diesem Film keinerlei Hindernisse in den Weg gelegt wurden, auch wenn der Hauptdarsteller ein Debütant war, mehr als mit großen Augen neugierig und Erstaunt in die Welt zu sehen, wird ja von ihm nicht verlangt, ist er der Angelpunkt des ganzen Films, der vom Stilwillen des Regisseurs und von der Musik des Darkwave Duos Dead can Dance mit einem stetigem Drive vorangetrieben wird. Eine Hälfte des Duos spielt mit vollem Körpereinsatz die zweite weibliche Hauptrolle, auch sie gab hier ihr Schauspieldebüt.
Ein wenig steht der Film in klassischen Europäischen Erzähltraditionen, dieser Kult erinnert an faschistische Organisationen wie der Falange, man merkt, dass der Regisseur in Franco-Spanien aufgewachsen ist, und ein wenig an die SS eines Heinrich Himmlers, aber eben auch an Fritz Langs Spinnen und Spione, aber auch an den 1960er Nachschlag Die Herrin der Welt von William Dieterle[2]. Die Ausbildungsstätte für paranormal begabte Menschen ist natürlich beeinflusst von entsprechenden Experimenten aus dem Kalten Krieg, man denke nur an Männer, die auf Ziegen starren. und Mutantenschulen in der Perry Rhodan Serie, um das Medium zurück zu wechseln.
[1] Es geht natürlich auch eine Nummer kleiner, dann kann es auch einfach nur um einfache Betrügereien oder Diebstähle gehen, wenn man an Die Ladykillers oder Hips Hips Hooray! analysiert.
[2] Der wiederum ein Remake eines Deutschen Serials von 1919/20 war.
IMDB Link: https://www.imdb.com/title/tt0097986/reference
Die Indexierung befindet sich hier: https://verfuehrungzumfilm.wixsite.com/exkursionen/post/das-kind-des-mondes